Ein paar Tage nach dem Schulbeginn in der 3. Klasse, wenn die ersten Heftseiten gefüllt sind, sage ich aus gegebenem Anlass Folgendes zu meinen Schülern: „In diesem Schuljahr werden wir lernen links mit dem Schreiben anzufangen, ... und zum Ende des Schuljahres werden es auch einige Schüler schaffen rechts aufzuhören!“

Dann lachen wir alle, weil die Schüler der Meinung sind, dass der Herr Retzler ja so ein lustiger Lehrer ist und mal wieder einen Witz gemacht hat. In diesem Fall ist es aber leider so, dass ich es wirklich ernst meinte. Und wenn es nicht manchmal zum Weinen wäre, wäre es wirklich zum Lachen. Dabei wird es den Schülern mit der Heftlineatur „Doppelrand“ eigentlich schon wirklich einfach gemacht.

 

Schreibstruktur I:   Von der Kunst links anzufangen und rechts aufzuhören

 

 

Und es gibt Schüler, die das während ihrer gesamten Grundschulzeit nicht schaffen. Selbst in ihren Anfangsjahren auf dem „Gymnasium(?)“ nicht. Die Frage lautet: WARUM ...?

Und die Antwort ist in den meisten Fällen erschreckend einfach: Weil es ist Ihnen oft schlichtweg EGAL ist! Die ansehnliche äußere Form ist Ihnen einfach nicht wichtig. Es ist ihnen egal, ob der Lehrer oder die Eltern dann immer wieder meckern. Sie schauen zwar schuldbewusst und geloben Besserung, doch dies hält nicht lange an.

 

Auch hier gilt: „Das sichtbare, äußere Produkt, spiegelt die innere Einstellung wider!“ Und die Einstellung stimmt manchmal einfach nicht. Der Schüler ist hier (noch) nicht zur Einsicht gelangt, dass er sich viel Arbeit sparen könnte, wenn er sauberer arbeiten würde. Altsechziger mögen evtl. meinen, dies wäre egal und würde nur der „deutschen Ordnungsliebe“ dienen. Dies stimmt nicht. Es ist ein ständiger Energiefresser. Und dies nicht  nur in Deutsch und Mathematik, sondern in allen Fächern.

 

 

 

Schreibstruktur II:   Von der Kunst Blöcke zu bilden

Speziell in Mathematik ist eine strukturierte und leserliche Anordnung der schriftlichen Rechenaufgaben häufig eine wichtige  Grundbedingung um einen Sachverhalt zu verstehen, ihn gedanklich zu „durchdringen“. In der 4. Klasse gehören dazu Skizzen, Schaubilder und Diagramme. Aber auch schon in der 1. Klasse wird von den Schülern erwartet, dass sie beim schriftlichen Rechnen „Blöcke“ bilden. Hier ein mittelmäßiges Beispiel eines Drittklässlers:

  • Rechenaufgaben gleichen Typs werden von links nach rechts in Blöcken nebeneinander geschrieben.
  • Dabei wird immer in der gleichen Kästchenzeile bzw. Kästchenspalte begonnen.
  • Der Strich wird mit dem Lineal immer auf gleicher Höhe gezogen.
  • Zwischen den Aufgaben sind nach rechts/links und oben/unten immer drei leere Kästchen als Abstandhalter. (Im Beispiel nicht gut eingehalten)
  • Die Aufgaben sind gut erkennbar durchnummeriert. (Im Beispiel mittelmäßig gelungen) 

 

 

 

 

Den Abstand von drei Kästchen zwischen den Aufgabenblöcken einzuhalten üben viele Lehrer mit ihren Erstklässlern mit dem Spruch:

1, 2, 3, 4 ... in das Kästchen schreiben wir!“  Dazu tippen sie mit dem Bleistift in die leeren Kästchen von links nach rechts oder von oben nach unten und bleiben im vierten Kästchen mit dem Bleistift stehen. In diesem Kästchen soll begonnen werden. Hört sich einfach an ... aber, hier das Beispiel eines Schülers aus der gleichen Klasse: