Der Füller
Der Füller ist ungefähr ab dem 2. Halbjahr der zweiten Klasse das Hauptwerkzeug der Schüler. Junge Kinder verstehen die Theorie noch nicht, doch Erwachsene sollten einige wichtigen Aspekte über das Schreiben mit dem Füller kennen.
Es gibt gute Füller und es gibt schlechte Füller. Es soll keine Werbung für eine bestimmte Marke gemacht werden, doch man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass gute Füller in der Regel eher etwas mehr kosten, und weniger gute Füller meist eben etwas billiger zu haben sind. Das ist auch wirklich allen klar, und trotzdem sieht man viele Kinder, die mit schlechten Füllern schreiben.
Die Frage bleibt also: Warum?
Ein guter Füller kostet ca. 15 € - 20 €. Als Einzelbetrag erscheint dies zuerst einmal nicht als zu teuer. Bei einer Familie, der zu Schuljahresanfang das Schulmaterial kaufen soll, sind dies bei drei Kindern jedoch alleine schon 60 € „nur“ für die Füller ohne Patronen. Als Alleinverdiener schlucke ich da und hoffe auf ein Sonderangebot.
Und dann gehen Füller gerne auch kaputt. Wobei ein Füller an sich, bei richtiger Behandlung, ja ewig halten könnte. Zumindest bei meinen Kindern tun sie das jedoch nicht. Da wird die richtige Patrone mit Gewalt falsch reingedrückt, die falsche Patrone trotzdem reingequetscht, das Gewinde beim Zudrehen überdreht, die Füllerspitze als Werkzeug verwendet, oder er fliegt ganz klassisch vom Tisch. Und das alle paar Monate. Natürlich spiele ich dann intensiv mit dem Gedanken einen „günstigeren“ Füller zu kaufen. Er wird ja sowieso nicht das Schuljahresende erleben. Geht aber meine Tochter alleine zum Füllerkauf, kann ich mir gewiss sein, dass es das neuste, modischste und teuerste Modell sein wird.
Hier also Antwortmöglichkeiten warum Kinder mit schlechten Füllern schreiben:
Weiterhin sollte bedacht werden: Füller ist nicht gleich Füller. In der Grundschule unterscheiden wir in den Schreiblernfüller und in den normalen, fortgeschrittenen Füller ohne Griffbett.
Der Schreiblernfüller wird in vielen Grundschulen mit dem „Füllerführerschein“ eingeführt. Meist im Laufe der zweiten Klasse. Damit soll deutlich werden, dass dies ein wichtiger Schritt für das schulische Lernen ist. Dieser erste Füller hat in der Regel ein vorgeformtes Griffbett, um die Finger des Schülers in die richtige Greifhaltung zu „lenken“, bzw. zu „zwingen“. Die Anzahl der angebotenen Schreiblernfüller in den Kaufhäusern ist meist sehr überschaubar. Oft nur 3 – 4 Modelle. Trotzdem sollte man bei der Wahl des Füllers unbedingt darauf achten, dass dieser von vornherein so gut wie möglich in der Hand des Schülers liegt, da sich die „Griffbette“ der verschiedenen Füllermodelle unterscheiden. Ein Füller muss also „anprobiert“ werden. Eltern müssen sich dessen bewusst sein und sich entsprechend Zeit mit dem Kind dafür nehmen, damit kein ungeeigneter Füller gekauft wird.
Grundschüler wachsen schnell. Und wie sie aus den Schuhen herauswachsen, so wird auch der Schreiblernfüller bald für die wachsenden Hände zu klein, da die Finger nicht mehr in das Griffbett passen. Wie Schuhe anfangen zu drücken, so drückt nun auch das Griffbett und es „läuft“ nicht mehr richtig. Für aufmerksame Eltern also Zeit, den „Nachfolgefüller“ zu kaufen. Dieser hat ein größeres oder gar kein Griffbett, um den Fingern individuelle Freiheit beim Greifen zu geben.
Hier noch etwas Wissenswertes zu diesem Thema:
Vor einigen Jahren kamen radierbare „Tintenschreiber“ auf den Markt. Dieser hat an seinem hinteren Ende einen Radierkopf, mit dem sich das Geschriebene schnell wieder wegradieren lässt. Eine super Idee! Doch wird dieser Stift meiner Erfahrung nach von Grundschülern häufig nicht als Zusatz, sondern als prinzipieller Füllerersatz verwendet. Engagierte Eltern, die sich darüber Gedanken machen, wie ihrer Kinder einen gemachten Fehler sinnvoll korrigieren sollen, denken hier, wegen der Radierbarkeit, eine gute Lösung gefunden zu haben. Eines wird dabei aber übersehen: Dieser Stift hat keine elastische Feder, welche die Schrift des Schülers weich macht. Ähnlich einem Kugelschreiber.
Wenn Grundschulkinder mit einem Kugelschreiber schreiben, so ist dies wie Autofahren ohne Stoßdämpfer und mit Vollgummireifen. Und so sieht das Schriftbild vieler Kinder, die mit einem Stift ohne Federwirkung schreiben auch aus. Unruhig, kantig und in seiner Durchführung sehr energieaufwendig.
Grundschüler brauchen meiner Erfahrung nach in der Anfangszeit die Stoßdämpferwirkung der Füllerfeder, damit sich ihr Schriftbild sauber entwickelt und sie sich eine energieeffiziente Schreibweise aneignen.